Meergeschichten

Homestory

Olis Blog

Lach- und Sachgeschichten rund ums Haus.

23.12.2023

Jedes Jahr im Advent gilt unser sämtliches Sinnen und Trachten der Beschaffung eines angemessenen Weihnachtsbaumes, der nicht nur elegant von Wuchs und edel in der Erscheinung, sondern auch exakt bis zur Zimmerdecke reichen möge. Selbstredend kommen dafür nur Qualitätserzeugnisse aus dem Hochsauerlandkreis in Betracht oder ausnahmsweise, wie in diesem Jahr, ein selbstgeschlagenes Exemplar aus dem eigenen Forst.

Aufgrund einer bedauerlichen minimalen Fehleinschätzung hinsichtlich der Länge des Baumes gestaltete sich das Aufstellen im Wohnzimmer allerdings ungeahnt schwierig. Die Dauer der notwendigen baulichen Veränderungen ließ dafür im Gegenzug genügend Zeit, das Erlebte in Limerick-Form zu protokollieren:  

Der Hausherr wollte es wagen,

den Christbaum selber zu schlagen.

Erst dann fiel ihm ein:

Der Ständer? Zu klein!

Wie laut war das Wehen und Klagen!

20.10.2023

Jahrhunderfluten heißen so, weil absolut kein Bedürfnis besteht, daß sie öfter als höchstens alle hundert Jahre einmal vorbeischauen. Die waren nun um: Auf 2,27 Meter über Normalniveau kletterte der Wasserpegel bei Fehmarn heute gegen Mitternacht. Teile der Lübecker waren nur mit dem Kanu zu befahren, Boote in Grömitz und Heiligenhafen gerieten auf Abwege und fanden sich plötzlich an Land wieder. Nebenan in Süssau wurden die Bewohner vor der bedrohlich über die Deichkrone schwappenden Ostsee evakuiert. Insgesamt dürfte die schwere Sturmflut in Norddeutschland Schäden in dreistelliger Millionenhöhe verursacht haben. In Rosenfelde mußte der zuständige Deichgraf bei der Bestandsaufnahme möglicher Schäden erleichtert lediglich zwei umgefallene Besen notieren. Glück gehabt!

01.09.2023

Die Herstellung eines Kaffees bedarf im Prinzip nur wenig mehr als gemahlener bester Bohnen und heißen Wassers. Damit ist das Vorhaben selbst in größeren Mengen einschließlich Verwöhnaroma im Handumdrehen erledigt. Wunderbar!

Derart simple Vorgänge schreien geradezu danach, von ihrem steinzeitlich anmutenden Ablauf auf ein zeitgemäßes Level mit ausgefeilter User-Experience, Touchscreen, Bluetooth und eigener App gehoben zu werden. Denn wie jeder gute Freizeitpark sind wir bekanntlich darum bemüht, gegenüber der verehrten Kundschaft regelmäßig mit neuen Attraktionen aufzuwarten. Und so könnte unsere Freude kaum größer sein, als rechtzeitig zu Beginn der Herbstsaison die feierliche Inbetriebnahme eines neuen Kaffeevollautomaten in unmittelbarer Nähe zum Loungebereich unserer Ferienanlage zu verkünden.

Die magische Maschine stiftet vielfachen Nutzen. So wird der nach einem schnellen Getränk lechzende Nutzer mit geradezu spielerischer Unaufdringlichkeit kurzweilig beschäftigt gehalten. Damit wird endlich jenes Manko fehlender Unterhaltung beseitigt, daß — wie wir aus zahllosen Zuschriften wissen — viele unserer Gäste bei Verwendung althergebrachter Brühmethoden so schmerzlich beklagen. Jetzt gibt es dagegen immer irgendeinen Behälter aufzufüllen, eine Schale auszuleeren, einen Schlauch durchzuspülen oder ein System zu kalibrieren. Langeweile ist dank fortschrittlichster Technik ausgeschlossen, zumal die Reihenfolge der Entertainmentelemente vollkommen unvorhersehbar ist. Sie wird bestimmt durch einem listigen Algorithmus, der immer genau dann ausführliche Zuwendung für den Apparat zur zwingenden Notwendigkeit seiner weiteren Dienstbereitschaft macht, wenn man gerade sämtliche seiner Lieben mit Heißgetränken versorgt und nur noch schnell eine letzte Tasse für sich selbst erlösen möchte.

Das geschmackvolle Gerät ist obendrein nicht nur in der Lage, diejenigen zufriedenzustellen, die in geselliger Runde leckere Caféhausspezialitäten zu schätzen wissen. Unser Mitgefühl gilt auch denjenigen, denen dies offensichtlich nicht vergönnt ist. Wer also bereits einen guten Latte Macchiato für sinnlose Völlerei hält (Fett! Kohlehydrate!! Kalorien!!!), findet unter „Mein Kaffee“ eine — den strengen Rezeptkriterien des Heilfastens genügende — Option für ein latteres Süppchen.

23.06.2023

Es gibt zwei Sorten von Autos: Die einen, die hunderte Kilo Hüftgold – oder besser: Hüftlithium – mit sich herumtragen und die nach zwei Kurzstreckeneinsätzen mit einem verdrehten Kabel im Regen an eine unbedachte Stromtankstelle angeschlossen werden müssen, um dort drei Stunden lang aus wahlweiser dreckiger Braunkohle erzeugten inländischen oder für teuer Geld importierten ausländischen Strom Energie für das nächste Teilstückchen nachzuladen. Und die anderen, in die man einsteigt und nach über tausend Kilometern ununterbrochener, wohlklimatisierter, zügiger Fahrt, nur leise umrauscht vom sonoren Surren des souveränen Diesels, frisch wie der junge Morgen wieder aussteigt. 

Der journalistische Objektivitätsgrundsatz, dem sich diese Kolumne stets verpflichtet fühlt, verbietet es, Präferenzen für das eine oder andere zu erkennen zu geben. So belassen wir es bei der neutralen Meldung, wonach diejenigen unter den verehrten Lesern, die aus welchen Gründen auch immer der Auffassung zuneigen, die sogenannte E-Mobilität sei die Speerspitze allen Fortfahrens, nun Grund zu Erleichterung verspüren dürfen: Auch unser Ferienhaus verfügt nun über eine Wandladestation für Stromautos!

Sollten Sie also Kurs auf Rosenfelde nehmen und trotz reduziertem Tempo, Rückenwind und ausgeschalteter Heizung gleichwohl schon seit Hamburg wie der Wüstenwanderer der Oase mit bangem Blick der nächsten Ladestation entgegenbarmen, erlösen wir Sie am Zielort ab sofort gern mit Erfrischungsmöglichkeiten für Ihren Akku. Kein Grund also, schon in Scharbeutz die Fahrt zu beenden und bei der Konkurrenz zu übernachten!

Zu welchen Bedingungen die Nutzung unseres Wandkastens im einzelnen möglich ist, welche Apps Sie dafür herunterladen müssen, welche Zahlungsanbieter wir akzeptieren und welche Steckeradapter Sie benötigen, erfahren Sie demnächst an dieser Stelle in der Onlineversion unserer Broschüre „Geladen sein leicht gemacht – das Wichtigste zum Betanken Ihres E-Autos in 111 elektrisierenden Schaubildern“.

29.11.2021

Im Dezember 2019 ging eine Ära zu Ende. Bis dahin war Oldenburg Haltepunkt auf der Fernverbindung Hamburg - Kopenhagen. Ein Highlight war stets die außergewöhnliche Ansage »Nächster Halt: Fähre«, wenn der komplette ICE 35 nach dem Grenzbahnhof in Puttgarden im Bauch eines Schiffes verschwand und 45 Minuten lang über das Meer nach Rødby schwamm.

Mit dem ersten offiziellen Spatenstich auf deutscher Seite buddeln wir uns seit heute auf Europas größter Baustelle von Fehmarn unseren nördlichen Nachbarn entgegen. Klappt alles wir geplant, kommen sich Dänemark und Deutschland ab 2029 durch den Fehmarnbelt-Tunnel deutlich näher — jedenfalls im verkehrstechnischen Sinn. Die fürs Übersetzen von Puttgarden nach Rødbyhavn heute anzusetzende Dreiviertelstunde für die Fährfahrt plus Wartezeit fürs Ein- und Ausschiffen wird der Tunnel dermaleinst auf zehn Auto- beziehungsweise sieben Bahnminuten verkürzen.

Derart sensationelle Vorsehungen wecken schöne Erinnerungen an Transrapid-Überlegungen, die weiland im Süden der Republik angestellt wurden. Fragen Sie uns nicht woher, aber wir haben bereits das Transkript des Ministerpräsidenten zur Einweihung des Tunnels:

»Wenn Sie vom Bahnhof in Oldenburg ... mit zehn Minuten, ohne, dass Sie in Puttgarden noch auf die Fähre umsteigen müssen, dann starten Sie im Grunde genommen an der Tunneleinfahrt ... am ... am Bahnhof in Oldenburg starten Sie Ihre Reise. Zehn Minuten! Schauen Sie sich mal die großen Fährterminals an, wenn Sie in Travemünde, in Rostock oder sonst wo, in Hamburg oder in ... in ... in Rødbyhavn.

Wenn Sie sich mal die Entfernungen anschauen, wenn Sie Puttgarden sich ansehen, dann werden Sie feststellen, dass zehn Minuten Sie jederzeit locker in Puttgarden brauchen, um ihre Fähre zu finden. Wenn Sie vom Hafen ... vom ... vom Bahnhof starten - Sie steigen in den Bahnhof ein, Sie fahren mit dem Zug in zehn Minuten bis zur Fähre in ... bis … durch den neuen Tunnel.

Dann starten Sie praktisch hier am Bahnhof in Oldenburg. Das bedeutet natürlich, dass der Bahnhof im Grunde genommen näher an die Region ... an Skandinavien heranwächst, weil das ja klar ist!«

Oder etwa nicht?

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